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Brief Trafohaus

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Martin,

 

der große Zuspruch zur Disco-Party des Jugendgemeinderats im leeren Kaufhaus Schneider legt ein weiteres Mal offen, dass für Veranstaltungen dieser Art in Bretten ein großes Bedürfnis, aber keine Räumlichkeiten vorhanden sind. Über die gute Stimmung und den hohen Andrang von Besucherinnen und Besuchern berichtete mir mein Sohn aus erster Hand. Um Vergnügungen dieser Art nachzugehen, „zwingen“ wir unsere – auch unter 18-jährigen - Jugendlichen, Bretten zu verlassen. Ein leeres Kaufhaus haben wir momentan rein zufällig.

 

Dies bringt mich wieder zum Thema Trafohaus Pforzheimer Straße, dessen Umbau zu einem Jugend-Veranstaltungs-Zentrum vor Wochen breit diskutiert wurde. Unsere Fraktion hatte um einen Ortstermin gebeten, um dem Gemeinderat die Möglichkeit zu geben, die Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen. Der Ortstermin kam leider bis heute nicht zustande. Statt dessen hat die Verwaltung sich mit nicht näher bestimmten baulichen Bedenken erst mal aus der Diskussion gewunden.

 

Ich möchte Sie deshalb nochmals bitten, dem Gemeinderat Gelegenheit zu geben, sich ein umfassendes Bild über die Möglichkeiten des Trafohauses zu verschaffen. Ein erster Schritt wäre eine Besichtigung des Gebäudes. Wir bitten Sie um einen Termin. Die Party im Schneider-Kaufhaus hat eindrucksvoll nachgewiesen, dass ein Angebot dieser Art zu den Rahmenbedingungen zählt, die Jugendliche als Teil ihrer Lebensqualität in ihrer Stadt vorfinden sollten, wenn wir sie hier vor Ort halten wollen.

 

Freundliche Grüße

Otto Mansdörfer

Entwicklung findet innen statt

 

Dr. Gisela Splett plädiert für Umdenken beim Flächenverbrauch

 

Die Brettener Grünen widmeten sich am 09. April 2014 im Bürgersaal des Alten Rathauses eines urgrünen Themas: Reduzierung des Flächenverbrauchs und Innenentwicklung. Mit Dr. Gisela Splett MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur stand eine fundierte Kennerin der Materie als Referentin Rede und Antwort.

 

Der Flächenverbrauch, also die Umwidmung von Naturflächen in Siedlungs- und Verkehrsfläche, habe sich in den letzten Jahren zwar etwas verlangsamt, sei aber in Baden-Württemberg mit 6,7 ha pro Tag immer noch viel zu hoch, betonte Gisela Splett. Die grün-rote Landesregierung peile langfristig die „Netto-Null“ beim Flächenverbrauch an. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Baulückenkataster eingeführt. Außerdem seien die Regierungspräsidien angewiesen, bei der Genehmigung neuer Wohngebiete strikt vom Bedarf auszugehen und die Wohnflächenvergrößerung der Bevölkerung nur noch mit einem Faktor von 0,3 statt wie bisher von 0,5 anzurechnen. Außerdem fördere das Land Ansätze der Innenentwicklung mit finanziellen Anreizen.

 

Dr. Splett machte deutlich, dass die Landesebene bei der Begrenzung des Flächenverbauchs aufgrund der kommunalen Planungshoheit nur eingeschränkte Spielräume habe. Kommunen, die ihre Innenentwicklung forcierten und mit dem Ziel eines geringeren Flächenverbrauchs verknüpften, hätten, so Dr. Splett, viele Vorteile: Eine kompakte Struktur mit attraktiven Ortskernen, eine bessere Auslastung der vorhandenen Infrastruktur und Energieeinsparung durch stärker verdichtete Quartiere. Es brauche allerdings noch viel Überzeugungsarbeit, um vom verbreiteten Denken in Neubaugebieten weg zu kommen. Vielfach finde ein Wettlauf zwischen den Gemeinden um neue Einwohner auf der Basis von Baugebietsausweisungen statt. Diese Strategie werde auf Dauer schon wegen des demografischen Wandels und dem Rückgang der Bevölkerungszahlen in vielen Kommunen nicht mehr aufgehen können.

 

Otto Mansdörfer, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Brettener Gemeinderat, zeigte anhand anschaulicher Bild-Beispiele, was eine richtig verstandene Innenentwicklung in der konkreten Praxis bedeuten kann. In Bretten sei die Aufwertung vernachlässigter Quartiere und eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Innern bereits im Gang. Bretten habe durch eine „schlagkräftige Stadtplanung“ die planungsrechtliche Steuerung der laufenden Projekte in den bestehenden Wohngebieten in den Griff bekommen.

 

Wichtig sei es, begleitend die Grünzüge in der Kernstadt aufzuwerten. Bei der Erhaltung und Aktivierung historischer Gebäude im Stadtkern sei Bretten allerdings auf Investoren angewiesen, die nicht nur auf die Rendite schauen, sondern sich als Mäzene fühlten und mit Herzblut zu Werke gingen. Als Kernstück der Innenentwicklung im Stadtkern bezeichnete Mansdörfer die künftige Weißhofer Galerie im Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Schneider.

 

In den Stadtteilen betreffe die Innenentwicklung vor allem die Dorfkerne. Das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR) sei allerdings hierfür zu schwach. Mansdörfer plädierte stattdessen für die Ausweisung von Sanierungsgebieten, in denen mit Instrumenten wie Restwertentschädigung, Bodenordnung und Vorkaufsrechten eine Zukunftsentwicklung in den Dorfkernen sehr viel besser zu erreichen wäre.

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